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Digitale Transformation in der Sozialen Arbeit – Herausforderungen, Aufgaben, Perspektiven

von | Feb 22, 2022 | Allgemein | 0 Kommentare

Gestern habe ich einen tollen Artikel von Christian Müller zum Thema „Digitale Kompetenzen für die Soziale Arbeit“ gelesen. Er beschäftigt sich darin mit der Frage, welche explizit auf die Digitalisierung bezogenen Kompetenzen Sozialarbeiter*innen heute benötigen. Hierzu benennt er acht Kompetenzfelder, die sich sowohl um technische Aspekten der Digitalisierung als auch um kommunikative Skills und die Fähigkeit zur Selbstreflexion drehen. Sein Artikel fokussiert hierbei auf Sozialarbeiter*innen, die bereits im Berufsleben stehen. Und er weist zu Recht darauf hin, dass es zwar die Bereitschaft der Einzelnen bedarf, aber auch der Bereitstellung von Weiterbildungsmöglichkeiten durch die Organisation.

Er hat hiermit leider recht. Leider, da über die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Arbeitsfeld Soziale Arbeit, ihre Professionellen und Adressat*innen in den Hochschulen noch zu wenig gesprochen wird. Christians kluge Analyse der aktuellen Lage hat mich dazu angeregt, genau diese Seite einmal genauer zu beleuchten. In einem kurzen Twitter-Dialog haben wir uns zum Thema „Selbstverständnis“ ausgetauscht.

Ausschnitt einer Twitter-Konversation

Und um eben dieses (neue) Selbstverständnis entwickeln zu können, braucht es einen Rahmen, der anregt und moderiert. Denn wenn es um die digitale Transformation in der Sozialen Arbeit geht, kommen wir um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Herausforderungen, der Bewältigung von großen Aufgaben, aber auch dem Entwickeln neuer Perspektiven nicht herum. Das klingt für manche erstmal wenig attraktiv, bietet aber beim zweiten Hinschauen die Chance, aktiv (mit) zu gestalten.

Welche Kompetenzen müssten also schon Studierende der Sozialen Arbeit im Rahmen des Studiums erwerben? Aus meiner Sicht geht es um verschiedene Themen. Studierende müssten in der Lage sein…

  • die Bedeutung der digitalen Transformation für die Soziale Arbeit zu benennen
  • die aktuellen Herausforderungen und Aufgaben für die Handlungspraxis Sozialer Arbeit durch die digitale Transformation zu beschreiben
  • Aufgaben in Hinblick auf die digitale Transformation in zentralen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit zu analysieren
  • Veränderungen des fachlichen Handelns vor dem Hintergrund der digitalen Transformation einzuordnen
  • Entwicklungen in Hinblick auf die eigene Professionalität kritisch zu reflektieren

Dies sind Themen, die in unterschiedlichen Lehrveranstaltungen des Themenkomplexes „Theorien und Handlungslehre der Sozialen Arbeit“ eigentlich ohne größere Probleme untergebracht und behandelt werden können. Ein wunderbares Buch dazu hat Angelika Beranek im letzten Jahr veröffentlicht und mit „Soziale Arbeit im Digitalzeitalter – Eine Profession und ihre Theorien im Kontext digitaler Transformation“ den Grundstein für spannende Diskussionen zur Theorie-Bildung gelegt.

Es geht darum, zunächst die Dimensionen der digitalen Transformation der Sozialen Arbeit zu ergründen und sich sodann mit theoretischen Hintergründen und gesellschaftlichen Entwicklungen zu befassen, wie zum Beispiel die Digitalisierung und Mediatisierung der Lebens-, Arbeits- und Lernwelten. Es geht aber auch darum, veränderte Konzepte und Methoden digitalisierter Sozialer Arbeit, wie zum Beispiel digitalisierte Formen der Dienstleistungserbringung oder digitale Falldokumentation kennen zu lernen.

Weitere wichtige Themenfelder berühren organisationale Aspekte wie die Beschäftigung mit verschiedenen Dimensionen des Datenschutz, der Nutzung von Social Media und dem großen und drängenden Thema der Plattform-Ökonomie (siehe hierzu Helmut Kreidenweis).

Ebenso wichtig ist die Auseinandersetzung mit Digitalisierungsprozessen in unterschiedlichen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit. Hierbei geht es darum, sich mit Formen, Akteur*innen, Funktionen etc. zu befassen. Viele dieser Themen werden in dem ebenfalls sehr lesenswerten Sammelband „Handbuch Soziale Arbeit und Digitalisierung“ (als kostenloses eBook lesbar) von Nadia Kutscher et. al beschrieben.

Und nicht zuletzt geht es darum, dass sich Studierende der Sozialen Arbeit mit Fragen der Professionalität und notwendigen Kompetenzen für die digitale Soziale Arbeit befassen. Hierbei geht es vor allem um die Auseinanersetzung mit professionstheoretischen Grundfragen, aber auch mit ethischen Aspekten sowie der Bereitschaft sich in Form von Fort- und Weiterbildungen kontinuierlich weiter zu entwicklen. Und da wären wir wieder bei Christian und seinen Thesen angelangt 🙂

In meinem Podcast habe ich darüber auch schon einmal gesprochen. Hier entlang: https://derdreh.podigee.io/14-digitalesoa