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Chat-GPT – Anfang vom Ende der textbasierten Onlineberatung!?

von | Jan 8, 2023 | Allgemein | 0 Kommentare

Das Thema ChatGPT bzw. die Auswirkungen dieses neuen Chatbots sind aktuell in aller Munde. „GPT“ steht für „generative pre-trained transformer“ und beschreibt einen maschinellen Lernalgorithmus, der Texte generieren kann. Das Besondere an dieser Künstlichen Intelligenz, die von OpenAI entwickelt wurde ist, dass sie erstaunlich ‚gute‘ Antworten produziert. Durch die Eingabe einer relativ einfachen Fragestellung oder Aufforderung erstellt die Software einen Text. Indem man weitere Eingaben nachschiebt ist es möglich, dass der Text differenzierter wird, denn die KI ist in der Lage sich auf das bereits Geschriebene zu beziehen.

Derzeit explodieren in den Sozialen Netzwerken die Lehrer*innen- und Hochschullehrer*innen-Bubbles: Schreiben Schüler*innen und Studierende ihre Aufsätze/Hausarbeiten jetzt nicht mehr selbst!? Sondern geben sie einfach die Aufgabenstellung in ChatGPT ein und liefern dann den automatisch generierten Text ab? Wie verändert sich der Unterricht? Und natürlich: Wie lässt sich das Ganze kontrollieren.

Einige sind auch schon einen Schritt weiter und beschäftigen sich mit der Frage, wie die neue Software zielführend und konstruktiv genutzt werden kann. Denn die Ergebnisse sind zwar oftmals erstaunlich gut, aber doch bei weitem (noch!) nicht auf dem Niveau, damit eine Masterarbeit zu verfassen – behaupte ich jetzt mal vorsichtig.

Mich beschäftigt aber die Frage, was ChatGPT für Auswirkungen auf die textbasierte Onlineberatung hat. Wenn eine KI so gut ist, dass sie mir bei meinen psychosozialen Fragen hilfreiche Antworten geben kann, brauche ich dann noch eine*n Berater*in? Und wäre es denkbar, dass ich als Berater*in eine solche KI nutze, um meine Arbeit effizienter zu gestalten und für bestimmte Fragestellungen den ChatGPT als Unterstützung nutze?

Manche zucken bei dem Gedanken vielleicht zusammen, aber wir nutzen ja auch täglich eine Suchmaschine wie google, die uns dabei unterstützt Informationen zu finden, die wir dann in der Regel in unseren eigenen Worten formuliert weitergeben, oder? Und angeblich sieht sogar Google in ChatGPT eine echte Gefahr für das eigene Geschäftsmodell

Ich habe mal einen Selbstversuch gemacht und ChatGPT gebeten, eine Beratungsantwort zum Thema „Schwangerschaftsabbruch“ zu schreiben. Das kam dabei heraus:

„Eine Schwangerschaft kann aus verschiedenen Gründen abgebrochen werden. Dies ist eine sehr schwierige und emotionale Entscheidung, die jede Frau individuell treffen muss. Wenn Sie sich mit dem Gedanken eines Schwangerschaftsabbruchs auseinandersetzen, empfehle ich Ihnen, sich gut zu informieren und sich professionell beraten zu lassen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie eine Schwangerschaft abgebrochen werden kann. Welche Option für Sie infrage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Schwangerschaftsalter, Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand und Ihren persönlichen Präferenzen. Es ist wichtig, dass Sie sich gut informieren und alle Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen abwägen, bevor Sie eine Entscheidung treffen. Auch sollten Sie sich überlegen, ob Sie sich emotional auf einen Schwangerschaftsabbruch einlassen möchten und ob Sie Unterstützung benötigen, um diese schwierige Zeit zu meistern. Wenn Sie sich unsicher fühlen oder Hilfe benötigen, empfehle ich Ihnen, sich an eine Beratungsstelle oder einen Arzt zu wenden. Sie können Ihnen dabei helfen, die für Sie beste Entscheidung zu treffen und Sie bei Bedarf auch emotional zu unterstützen.

Ist das zu sachlich!? Kein Problem, ich bitte ChatGPT mehr Emotion und Empathie im Text unterzubringen und es passiert das hier:

„Ich verstehe, dass eine Schwangerschaft abzubrechen eine schwierige und oft belastende Entscheidung sein kann, die starke Emotionen hervorrufen kann. Es ist wichtig, dass Sie sich genügend Zeit nehmen, um über Ihre Gefühle und Ihre Optionen nachzudenken, bevor Sie eine Entscheidung treffen. Es ist wichtig, dass Sie sich um Ihre psychische Gesundheit kümmern und sich Unterstützung suchen, wenn Sie sie brauchen. Es gibt viele Ressourcen, die Ihnen helfen können, sich besser zu verstehen und eine gut informierte Entscheidung zu treffen. Dazu gehören Beratungsstellen, die Ihnen bei der Verarbeitung Ihrer Gefühle und bei der Entscheidungsfindung helfen können. Es ist wichtig zu beachten, dass es keine „richtige“ oder „falsche“ Entscheidung gibt, wenn es um Schwangerschaftsabbrüche geht. Jede Person und jede Situation ist anders, und es ist wichtig, dass Sie eine Entscheidung treffen, die für Sie am besten ist.

Ich muss sagen, dass ich in den letzten Jahren oft Antworten von Berater*innen gelesen habe, die vom Stil und Inhalt her ganz ähnlich waren. Natürlich erkennt man beim genaueren Hinsehen, dass einige Formulierungen sich sehr stark ähneln oder manche Satzanfänge für „Berater*innen-Sprech“ unpassend erscheinen. Trotzdem spannend und auch ein bisschen gruselig, oder? 🙂

Es lohnt sich also auf jeden Fall, sich mit ChatGPT und den möglichen Auswirkungen auch auf die Beratung zu beschäftigen. Wenn eine solche KI tatsächlich Google ablösen würde: Würden die Antworten, die ratsuchende Menschen von der KI erhalten vielleicht ausreichen, so dass sie gar nicht die Beratungsstelle aufsuchen? Darüber sollten wir weiter nachdenken und vor allem auch gemeinsam überlegen, welchen Nutzen diese neue Software auch für die Beratung haben könnte.