Vor einiger Zeit habe ich hier im Blog schon einmal einen Beitrag veröffentlicht, in dem es darum ging „das Analoge“ in das digitale Videosetting zu transprotieren. Ich finde es nach wie vor wichtig, darüber nachzudenken, welche Methoden und Tools wir in der Videoberatung nutzen. Denn es gibt tolle Tools, aber für viele Ratsuchende sind vermutlich sehr hochschwellig.
Klient*innen in der psychosozialen Beratung nutzen häufig das Smartphone
Es ist davon auszugehen, dass viele Klient*innen das Smartphone nutzen, um an einer Videoberatung teilzunehmen. Das ist naheliegend, da dieses Gerät über eine sehr gute Kamera verfügt. Und das Headset ist in der Regel auch gleich dabei. Einen Laptop mit einer guten Kamera und funktionierendem Mikrofon besitzen viele nicht. Hier unterscheiden sich klassische psychosoziale Angebote, die sich kostenlos an Ratsuchende wenden sicherlich von Coachingangeboten, für die Klient*innen zahlen. Die Zielgruppen haben andere technische Ressourcen und unterscheiden sich vermutlich auch häufig in Sachen Medienkompetenz.
Laptops bestimmen eher statische Settings
Wenn sich also ein*e Klient*in per Smartphone zuschaltet, limitiert mich dies als Berater*in beim Einsatz bestimmter digitaler Tools. Gleichwohl schafft es neue und andere Spielräume – uns das darf ganz wörtlich verstanden werden.
Klient*innen, die am Laptop sitzen und ein Headset nutzen, können sich in der Regel deshalb auch nicht besonders gut bewegen. Aufstehen und etwas im Raum zeigen oder tun ist kaum möglich. Die Nutzung eines Smartphones (oder Tablets) bietet hier ganz andere Möglichkeiten: Klient*innen können sich bewegen, Dinge tun und zeigen.
Den Raum bespielen
Gut möglich ist z. B. das Arbeiten mit Methoden wie Tetralemma, Time-Line oder Bodenankern. Hierbei können Klient*innen – gut angeleitet – bei sich im Raum mit Hilfe von Karten oder Zetteln auf dem Boden etwas aufstellen. Im Anschluss können die „Stationen“ gemeinsam abgeschritten und besprochen werden.
Gemeinsam abgeschritten?! Ja! Ich habe z. B. einen höhenverstellbaren Schreibtisch. Diesen nutze ich nicht nur zur Entlastung meines Rückens, sondern auch, um beim Einsatz einer der o.g. Methoden „mitgehen“ zu können. Hierbei nutze ich bewusst die Kamere und verändere meine Körperhaltung und Position. Das moderiere und kommentiere ich auch entsprechend. Hierbei nutze ich auch Imaginationen, um mich in die Position einzufühlen und mit Klient*innen Wahrgenommenes abzugleichen.
Abschließen von Übungen
Besonders wichtig ist es, solche Übungen dann auch wieder gut abzuschließen. Dies kann durch ein „gemeinsames“ Einsammeln der Karten oder Gegenstände sowie eine kurze Körperwahrnehmungsübung geschehen. Dafür sollte immer noch genügend Zeit sein und ich lade Klient*innen dann auch ein, sich noch einmal Hinzusetzen und kurz gemeinsam auszuwerten. Die Zeit im Blick zu behalten und das Ende rechtzeitig einzuläuten ist hierbei besonders wichtig. Und ich setze eine solche Übung in der Regel auch nicht spontan im Videosetting ein, sondern bespreche vorab mit dem*der Klient*in, was wir vorhaben und wieviel Zeit wir benötigen. Störungen bei der ratsuchenden Person zu vermeiden versteht sich von selbst, muss aber immer nochmal abgeglichen werden.
Was lieber bleiben lassen?
Vorsichtig sollte man sicherlich immer mit Ratsuchenden sein, die nicht gut stabilisiert sind oder gar traumatische Erfahrungen im Gepäck haben. Hilfreich ist es hier, miteinander Vereinbarungen zu treffen, wie mit Situationen umgegangen werden kann, in denen sich Klient*innen nicht wohl fühlen oder von Gefühlen überwältigt werden.
Es geht also eine ganze Menge. Und natürlich lohnt es sich, ein solches Vorgehen mit Kolleg*innen zu üben und auszuprobieren und Wirkungen miteinander abzugleichen.