Seit einigen Wochen gibt es in der Plus Version von ChatGPT ein neues Feature: MyGPT. Mit MyGPT können Nutzer:innen nun ihren ganz eigenen Bot konfigurieren. Das musste ich natürlich gleich mal ausprobieren und habe einen ersten Prototypen eines Lernbots zum Üben von Mailberatung…entwickelt?…programmiert…?erstellt? Da geht es schon los. Ich habe nämlich eigentlich nichts gemacht, außer die Fragen, die ich von ChatGPT gestellt bekommen habe, zu beantworten.
Aber Eins nach dem Anderen. Es geht damit los, dass man MyGPT startet und dann auf diesem Startbildschirm landet:
Nachdem man die erste Frage, was für einen Bot man erstellen möchte, beantwortet hat. Macht ChatGPT (oder MyGPT) einen ersten Vorschlag, wie der Bot heißen wird. Nur auf Grundlage dieser kurzen Beschreibung wird dann der erste Entwurf erstellt – gleich mit 4 Startprompts, wie man es von ChatGTP ganz allgemein kennt. Erstaunlich hierbei ist: Diese vier „Conversation Starters“ sind nicht mal schlecht. Noch etwas unspezifisch, aber man merkt, wie GPT die Infos aus dem großen Datenpool zum gewählten Thema zusammensucht und einen ersten Vorschlag präsentiert, der durchaus brauchbar ist.
Dann geht es auch gleich weiter mit dem Erstellen eines Profilbildes für den Chat. Das macht GPT erstmal ohne Aufforderung. Man kann dann im nächsten Schritt durch einen entsprechenden Prompt das Bild ändern und anpassen, bis es den eigenen Vorstellungen entspricht.
Und dann geht es weiter. Im Fall meines Lernbots habe ich zunächst die Herausforderung bewältigen müssen, dass ChatGPT unheimlich gerne selbst berät 😉 Daher standen zunächst zwei Schritte an
- Verständnis für die Klientenperspektive: MyGPT sollte von Beginn an eine Klient:innen-Rolle einnehmen. Um dies zu erreichen, muss MyGPT mit Prompts gezielt dazu aufgefordert werden, die Perspektive von Klient:innen einzunehmen. Hierzu war es hilfreich, dem Konfigurator einige Beispiele zu geben, was zum Beispiel typische Fragen, Bedenken und Verhaltensweisen von Klient:innen in der Beratung sein könnten.
- Vermeidung von Beratung: Im nächsten Schritt geht es ins Fine-Tuning. MyGPT muss trainiert werden, nicht Ratschläge zu erteilen, sondern möglichst realistische und plausible Reaktionen einer ratsuchenden Person in einem Beratungsgespräch zu simulieren. Hierzu bedarf es einiger Anläufe, da bei den ersten Tests MyGPT dann nach den ersten paar Interaktionen immer wieder in eine doch eher beratende Perspektive gewechselt ist.
Wichtig war mir dann, dass die Converstation Starters wie 4 „Startknöpfe“ mit jeweils einen Thema belegt werden. Wenn man eines der Felder anklickt legt MyGPT sofort mit einer Anfrage in dieser Rolle los. Dann kann das Rollenspiel starten!
Eine weitere Konfiguration, die nicht gleich funktioniert hat, war die Art der Ansprache. Mir war wichtig, dass die Lernenden ihre Übungsantworten an den:die „Rollensspielklient:in“ mit ihrem Vornamen unterschreiben und der Bot dann diesen Namen durchweg in seinen Antworten als Anrede nutzt.
Der Konfigurator fragt einen immer wieder, ob man zufrieden mit dem Ergebnis ist und ob es noch etwas gibt, was man tun möchte. Nach einigen Malen dieser Frage, habe ich einfach mal mit „Was könnte das denn sein?“ geantwortet und ein interessantes Ergebnis erhalten, wie man im nächsten Screenshot sehen kann:
Der Bot lieferte eine ganze Reihe konkreter Ideen, was nun noch eingebaut werden könnte, um die Übung möglichst realistisch zu gestalten. Das fand ich durchaus hilfreich, um die Antworten des fertigen Bots noch stärker zu optimieren.
Eine weitere Anforderung, die ich dann im nächsten Schritt eingebaut habe, war die Aufforderung, das MyGPT den Lernenden jederzeit feedback gibt und dazu die Klient:innenrolle verlässt. Das klappt wohlgemerkt so mittelgut, denn dazu müssen die Lernenden zum einen deutlich schreiben, dass sie jetzt ein Feedback zum bisherigen Verlauf möchten und die Art des Feedbacks dann auch präzisieren.
Noch ist mein kleiner Lernbot in einer Rohfassung, aber für erste Übungen schon gut nutzbar. Wie immer macht ChatGPT zwischendrin auch mal richtigen Quatsch. Dennoch: Für das Üben einer Erstantwort ist der Bot auf jeden Fall geeignet und auch, um in ein kleines Mailberatungsrollenspiel einzusteigen.
Manko: Nutzen kann meinen Bot aktuell nur, wer auch einen Plus-Account hat. Das stellt natürlich eine große Einschränkung dar, die die realistischen Einsatzmöglichkeiten schmälert. Denn an sich wäre der Lernbot eine schöne Ergänzung zum Unterricht und könnte Studierende/Weiterbildungsteilnehmer:innen in Selbstlernphasen unterstützen.
Ich erhoffe mir daher einiges vom Projekt „Der virtuelle Klient“ am Institut für E-Beratung – vielleicht wird dieser Lernbot öffentlich zur Verfügung gestellt, wenn er fertig ist!